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Heilsteine

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Heilsteine sind Minerale oder fossile Substanzen, die eine heilende Wirkung aufweisen oder zumindest das Befinden verbessern sollen. Es gibt daher als alternative Heilpraxis eine Edelsteintherapie (sogenannte Lithotherapie), welche die Heilkraft von Halbedelsteinen und Edelsteinen ihrer Kristallstruktur zuschreibt. Demnach geht sie von der Anordnung der Atome, aber auch von den Farben der Steine aus. Beides sendet laut den Vertretern der Lithotherapie Schwingungen aus, die auf den Körper und die Psyche wirken. Verschiedene Heilsteine sollen sich in dieser Hinsicht unterscheiden und daher auch unterschiedliche Wirkungen erzielen. Grundsätzlich sollen ihre typischen Schwingungsmuster im Biofrequenzbereich von Körperzellen liegen, was die Zellfunktionen und damit auch die Gesundheit positiv beeinflusst.

Was ist sind Heilsteine?

Ein Heilstein soll vor negativen Energien schützen, funktioniert als Kraftspender und soll uns mehr Klarheit, den Fokus auf das Wesentliche und Selbstbewusstsein schenken. Sein positiver Einfluss soll auf den Körper und den Geist gleichermaßen wirken, weshalb ihn viele Menschen als magischen Talisman benutzen, was eine uralte Tradition hat.

Die Farben der Steine spielen eine sehr große Rolle. Wissenschaftlich anerkannt ist die Wirkung der Farbtherapie vorrangig über starke Lichtquellen (zum Beispiel Weißlicht im Winter gegen Depressionen), woraus Anhänger der Lithotherapie ableiten, dass auch die Farben der Heilsteine eine Wirkung erzielen müssen. Allerdings grenzt die klassische Schulmedizin eine Lichttherapie mit sehr starken Lichtquellen von der Farbtherapie ab. Dennoch ist erwiesen, dass bei einer Lichttherapie die Farbe des Lichts eine sehr große Rolle spielt. Auch im gewöhnlichen Alltag bemüht man sich sehr um die Lichtfarbe, so etwa beim Einsatz von LEDs: Bei diesen gilt es als Fortschritt, dass sie seit etwa 2016 nunmehr auch „warmweißes“ Licht aussenden können. Es erscheint also nicht zu weit hergeholt, dass die Farbe eines Minerals, das als Heilstein gilt, durchaus für seine Wirkung eine Rolle spielt.

Freilich sollen auch seine Form und wie erwähnt die Kristallstruktur wirken. Echte Esoteriker gehen noch einen Schritt weiter und reinigen die Heilsteine bzw. laden sie wieder auf, indem sie diese in ein Wasserbad oder ins Sonnenlicht legen. Ihre Wirkung soll vielfach darauf basieren, dass Menschen sie auf einen Körperteil auflegen oder ganztägig am Körper tragen, dass sie den Heilstein ins Wasser legen und dieses dann trinken (was nicht bei jedem Stein anzuraten ist), dass sie Cremes mit dem Pulver des Steins versetzen oder einen besonders großen Stein in ihrer Nähe aufbewahren. Es gibt einen fließenden Übergang vom Glauben an die Schwingungen der Steine hin zum Aberglauben, sie seien einfach Glücksbringer, wenn wir sie besitzen.

Die Schwingungen sollen durch die sehr symmetrische Anordnung der Atome im Kristall ausgelöst werden, die ein Raster bilden, das ungleichmäßige Energien und Vibrationen filtert und ausgleicht. Gleichzeitig sollen die Kristalle schädliche Strahlungen binden und damit ableiten können. Dies soll negative Einflüsse neutralisieren und energetische Blockaden lösen. Anhänger des tantrischen Hinduismus sind der Auffassung, dass Heilsteine Chakren öffnen und damit das Wohlbefinden sowie die physische und mentale Gesundheit fördern. Diese Auffassung belegt zumindest, dass Heilsteine zu allen Zeiten in allen Kulturen bekannt waren.

Geschichte und Mythologie

Heilsteine wurden schon im Altertum intensiv verwendet. Erstmals wurden sie im Mittelalter schriftlich erwähnt. Die betreffende Publikation De Lapidibus ordnet man dem sogenannten Pseudo-Aristoteles zu, einer Reihe von Schriften, die lange Zeit dem griechischen Universalgelehrten Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) zugeschrieben wurden, aber heute als unecht gelten. Die betreffenden Autoren nutzten den großen Namen, um ihren Darlegungen mehr Gewicht zu verleihen. Das funktionierte, da Aristoteles sich zu fast jedem Fachgebiet geäußert hatte und es daher wahrscheinlich ist, dass es von ihm noch unbekannte Schriften gab oder gibt.

Das Zuschreiben nicht authentischer Werke (Pseudepigraphie) ist ein bewährtes Mittel von Nachahmern, das sich durch die gesamte Wissenschafts- und Kunstgeschichte zieht. Allerdings steht der Pseudo-Aristoteles stark in der Kritik, denn teilweise wurden unter seinem Namen Ansichten publiziert, die er so wohl nie vertreten hätte, was dem Bild seines echten Werkes schadet. Nichtsdestotrotz verschaffte De Lapidibus den Heilsteinen deutlich mehr Popularität.

Im Mittelalter betrachtete man diese zunächst als größere Steindenkmäler, die in der Natur zu finden waren und zu denen die Menschen heilungssuchend pilgerten. Immerhin äußerte sich wohl auch Hildegard von Bingen (1098 – 1179) positiv zur Kraft der Heilsteine, was wiederum die moderne New-Age-Welle des 20. Jahrhunderts aufgriff. Dadurch verbreitete sich in der Neuzeit sehr stark der Glaube an die mögliche Heilkraft von Edel- und Schmucksteinen.

Die wichtigsten Heilsteine und ihre möglichen Wirkungen

Nachfolgend eine Auflistung der wichtigsten Heilsteine und ihre mögliche Heilwirkung

Wissenschaftliche Beurteilung

Erwartungsgemäß legt die Schulwissenschaft keine Beweise für die Wirkung von Heilsteinen vor, die mehr als einen Placebo-Effekt belegen. Wenn es für so eine Wirkung also eine streng wissenschaftliche Erklärung gäbe, so müsste sich diese auf den Einfluss der Psychosomatik stützen, also die (auch körperliche) Heilung durch positive psychische Einflüsse, die auch aus einem starken Glauben bestehen können. Es ist allerdings mit Stand 2022 nicht bekannt, dass es solche Untersuchungen zu Heilsteinen schon gab. Kritiker betrachten die Anwendung von Heilsteinen als eine „energetische“ Methode der Magie und verweisen darauf, dass von den genannten Mineralien im naturwissenschaftlichen Sinne nicht mehr Energie als von jeder anderen Materie ausgeht.

Rechtliche Beurteilung

In Deutschland entscheiden Gerichte bei einer Auseinandersetzung zwischen Verkäufern von Heilsteinen und ihren Kunden stets zugunsten der Kunden, wenn diese mangels Heilwirkung ihr Geld zurückverlangen. Ein bemerkenswertes Urteil fällte das Landgericht Hamburg im Jahr 2008 (Az.: 327 O 204/08): Es stellte fest, dass das Werben mit der Heilwirkung dieser Steine dem unlauteren Wettbewerb zuzuordnen sei, und zwar auch dann, wenn der Verkäufer darauf hinweist, dass wissenschaftliche Belege für die Heilwirkung fehlen. Auch mit diesem Hinweis sei der Verkauf als „Heilstein“ eine Irreführung der Kunden, so die Hamburger Richter.