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Turmalin


Turmalin klingt so geheimnisvoll, wie das Mineral tatsächlich ist! Er schillert verheißungsvoll, je nach Lichteinfall und Blickwinkel. Der wunderschöne Edelstein begeistert durch lebhafte, facettenreiche Farben. Kein anderer Edelstein kommt ihm hierbei gleich! Er macht es Juwelieren einfach, einzigartigen Schmuck daraus herzustellen. Ein Blick auf seine verblüffende Herkunft und heilsame Verwendung.

Inhalt:

Mythologie und Geschichte

Für manche ist Turmalin ein Stein fürs gute Gelingen, ein Energie- oder Heilstein. Andere schätzen ihn als willkommene Geldanlage mit Potenzial. Seit Tausenden von Jahren steht er für Freundschaft und Liebe, ziert Schmuck und Gefäße. Magier verwenden ihn gegen Dämonen und Flüche. Was ist daran? Der Reihe nach!

Der Turmalin war zunächst in Asien berühmt. Alte Ägypter und Griechen verbanden mit ihm die Steigerung von Ausdauer und Selbstbewusstsein.

Pharaonen erzählten, er käme aus dem Inneren der Erde und sei zum Himmel aufgestiegen. Dabei habe er den Regenbogen durchdrungen, dessen Farben aufgenommen und die Sonne zum Leuchten gebracht.

Griechen kannten einen violetten oder scharlachroten Stein, der nach Erwärmen durch die Sonne Stroh, Eisen- und Kupferblättchen anzog. Man schnitt Muster hinein. Geschichten über eine Verbindung mit Luchs-Urin sind widerlegt!

Plinius der Ältere bezeichnete viele Geschichten als falsch. Aber er bestätigte in seiner Naturgeschichte den "lapis theamidis", "Stein von Theamede", der Eisen abstößt. Tatsächlich lädt sich Turmalin durch Erwärmen und Reiben elektrostatisch auf. So zieht eine Seite Laub, Stroh, Papierstückchen, dünne Eisen-, Holz- und Kupferblättchen an, die andere weist sie ab. Dies erscheint magisch!

Echte Wirkung und abenteuerliche Zuschreibungen gingen daher manche sagenhafte Verbindung ein. Turmalin galt einigen als Amulett. Römer fertigten Broschen in Tierformen damit an.

Arabisch-persische und türkische Forscher beschrieben ebenfalls mehrfarbige Steine.

1524 erörterte Johannes Mathesius den schwarzen Turmalin Schörl. Auch Schreibweisen wie Schirl, Schurl, Schurel, Schirlich, Schorlet, Schörgel sind bekannt. Der damalige Ort Schorl in Sachsen heißt heute Zschorlau.

1700 bis 1800, zur Zeit der Aufklärung in Europa, erklärten Forscher die Polarität der Turmaline schließlich wissenschaftlich.

Immer wieder kam es zu Verwechslungen mit anderen Mineralen, wie Gagat, Onyx, Obsidian, Rauchquarz, Saphiren oder Synthetikglas. Spanische Eroberer in Brasilien hielten Turmaline für grüne Smaragde, auch bei Kronschätzen kam das vor.

Ebenso stellten sich vermeintliche rote Rubine als Turmaline heraus. Sogar in der böhmischen Wenzelskrone, der britischen und russischen Krone.

Oft gab es Sammelbezeichnungen für Edelsteine. So waren für seefahrende Holländer "Tura mali" sämtliche bunten Steine Sri Lankas, dem ehemaligen Ceylon. 1703 brachten sie Turmaline nach Europa. Auf Singhalesisch, der Sprache von Sri Lanka, hieß "Tura mali", "verschiedenfarbige Steine" oder "Stein der tausend Farben".

Niederländer nannten echte Turmaline selbst "Aschentrekker", "Aschenzieher". Sie zogen mit ihnen Asche aus ihren Meerschaum-Pfeifen. Dafür genügte es, sie zu erwärmen und langsam abkühlen zu lassen. Deutsche nannten Turmaline auch "Trip", Franzosen "Ceylonmagnet".

Erst ab 1756 setzte sich in Berlin, Frankreich, dann überall, die heutige Bezeichnung Turmalin durch.

Turmalin mit Strukturformel im Naturkundemuseum Karlsruhe
Turmalin mit Strukturformel im Naturkundemuseum Karlsruhe

Bildung der Turmaline

Turmaline gehören zur Gruppe der Silikat-Minerale. Sie sind vielseitige Borsilikate von gleichartigem Aufbau und entstehen auf zwei Arten:

Turmaline erstrahlen in herrlichen Farben! Das Kunststück vollbringen Beistoffe aus benachbartem Gestein, die Spurenelemente, wenn sie ins aufgeschmolzene Silikat gelangen.

Zum Beispiel funkelt Magnesium gelbbraun, Mangan rot oder rosa, Eisen und Titan grün, Chrom grün, Titan gelb, Eisen und Mangan blau, Kupfer paraiba-blau, Eisen schwarz. Jede Farbe weist bis zu sieben Nuancen auf!

Turmaline sind harte Edelsteine in Härtestufe sieben bis 7,5 der 10-stufigen Mohs-Skala. Man findet sie in Gneiss, Pegmatiten, Magmagranit, seltener auch in Marmor. Verwittert Gestein, bleiben sie übrig. Flüsse lagern Turmalin manchmal mit Sedimenten ab.

Die bekanntesten der Namen und über 50 Farbstufen von Turmalin sind unter anderem:

Fundorte des Turmalins

Der Edelstein kommt auf allen Kontinenten vor. Zum Beispiel:

Je nach Fundort gibt es kleine und riesige Kristalle von mehreren Metern. Der Abbau ist überall zunehmend schwieriger und teurer.

Das macht Edelsteine zur guten, im Preis steigenden Wertanlage. Sie kosten mehrere Hundert bis Tausend Euro, abhängig von Karat, Gewicht und Schliff. John Dyer fertigt atemberaubend schöne Schliffe.

Verwendung von Turmalin

Turmaline sind in Geräten der Elektroindustrie im Einsatz. So messen Manometer damit den Druck von Gasen und Flüssigkeiten.

Im Straßenbau verbessert umweltfreundliches Pulver aus Graphen und Turmalin die Eigenschaften der Asphaltbeläge, bei Wandfarbe Turmalinpuder.

In der ökologischen Landwirtschaft lässt dieses Mineralienpulver Pflanzen besser wachsen.

Kosmetik nutzt fein gemahlenes Mineralienpulver aus Turmalin als Creme gegen Entzündungen, Unreinheiten der Haut, Feuchtigkeits- und Tagescreme.

Fußballer sind stolz auf ihren DFB-Pokal mit zwölf Turmalinen und ihre Meisterschale der Bundesliga mit 21 grünen.

Hauptsächlich ist Turmalin ein Schmuckstein für Armbänder, Ketten, Ringe, Ohrringe oder ein Massagestein. Besonders schön kommt er in Kombination mit Silber, Weißgold oder Platin zur Geltung.

2022 erfreut das atemberaubende "Multi Pin Collier" von Louis Vuitton. Über 180 Steine in drei Reihen erstrahlen von türkis über gelb zu rosa und violett-Tönen und zurück zu grün. Auch "Mediterranean Queen" von Bvalgari, mit fünf riesigen Turmalinen, ist pure, verlockende Schönheit.

Heilwirkungen von Turmalin

Nachfolgend die nachgesagte Wirkungen von Turmalin.

Körperliche Wirkungen

Es heißt, dass direkt auf der Haut getragene Turmaline eine stark positive, aktivierende Wirkung auf den Körper haben.

Sie sollen die Durchblutung, Entgiftung und Spiritualität fördern, das Immunsystem stärken, Krämpfe, Schmerzen und Ängste mildern. Außerdem seien sie gut für Haut, Muskeln, Knochen, Zähne, Verdauung, verbesserten Schlaf, ließen Müdigkeit, Traurigkeit und Viren-Infektionen schwinden.

Sogar elektromagnetische Strahlung sollen sie absorbieren, negative in positive Energie umwandeln, Gier, Neid, Stress, Wut, Zorn und innere Blockaden auflösen.

Die Begründung lautet, Turmaline erzeugten mehr negative Ionen, vergleichbar der Natur. Das helfe gegen mehr positive Ionen durch Strahlung, wie von Fernsehen, Computer und Handy.

Auch sollen Turmaline Infrarot auf beruhigende Weise abstrahlen, vergleichbar Wasser. So erquicken sie selbst Pflanzen, halten aber Insekten ab. Unser eigener Körper strahlt ebenso Infrarot ab, drei bis 50 Mikron, und empfängt es von anderen.

Schwerpunkte der verschiedenfarbigen Steine, kurzgesagt:

Um sie zu entladen, hält man sie einmal im Monat unter den Wasserhahn und reibt sie eine halbe Minute ab.

Um sie wieder aufzuladen, legt man sie in die Vormittags- oder Abendsonne, den Mondschein oder acht Stunden auf einen Hämatit-Rohstein.

Wer will, kann Turmalin in lauwarmes Wasser legen, anschließend das Edelsteinwasser schluckweise trinken. Negatives, inklusive Elektrosmog, werde über die Füße ausgeleitet.

Immerhin erwähnte auch Lichtenberg 1778 die Polarität bei seiner erste Lesung in Göttingen. Viele Forscher nutzen pyro- und piezoelektrischen Eigenschaften der Turmaline. Auch das Ehepaar Pierre und Marie Curie erforschte den Schörl.

Pyroelektrizität bedeutet: Die Erwärmung oder Abkühlung bestimmter Kristalle, darunter Turmaline und Quarze, bewirkt elektrisch entgegengesetzten Ladung ihrer Enden. Eine Seite lädt sich positiv, eine negativ auf. Dies findet bei Bewegungs- und Feuermeldern mit Infrarotlicht Anwendung.

Piezoelektrizität bedeutet: Durch Krafteinwirkung entstehen Dipole, dazwischen elektrische Spannung. Umgekehrt ermöglicht erzeugte Spannung elastische Verformung. Pierre Curie entdeckte den Effekt 1880, der in Bahntechnik und Raumfahrt wichtig ist.

Psychische Wirkungen

Heilpraktiker setzen Turmaline ein, für mehr Optimismus, Intuition, Kreativität, gestärktes Selbstvertrauen, Versöhnung, Zuversicht und Arbeitsleistung. Turmalin sei eine Wohltat für die Nerven, helfe gegen irrationale Ängste, Negativismen und Krankheiten aller Art.

1759 schrieb Duc Noya Carafa über Polarität beim Turmalin: "Elektrizität hat einen beruhigenden Effekt bei nervöser Gereiztheit und stechenden Schmerzen".

Im späten 19. Jahrhundert entdeckte die chinesische Kaiserin Tseu-Hi, Tzu Hsi, Qi Ci oder Cixi ihre Leidenschaft für rosa Turmaline. Sie kaufte alle Steine der kalifornischen Stewart-Mine auf. Dann schlief sie mit Wassermelone-Turmalinen unter Kopfkissen und Füßen, um gute Träume zu haben. So waren Turmaline bald am Hof trendy, als Perlen, für Broschen, Haarschmuck, Knöpfe und Uhren.

Fazit

Turmaline sind einzigartige Edelsteine! Sei es als Perlen oder polierte Anhänger, mit Schliff oder ohne, als Splitter, Kugeln oder Trommelsteinchen. Wer Schönheit, Gelassenheit und Harmonie sucht, findet an ihnen lebenslange Freude!

Wegen ihrer ausgezeichneten Eigenschaften stehen Turmaline seit der Antike bei allen hoch im Kurs. Zu seinen Besonderheiten gehört auch Pleochroismus, helle wie dunkle Stellen sind durch doppelte Lichtbrechung klar sichtbar. Und jeder Turmalin ist ein schillerndes Unikat, keiner ist exakt wie der andere!

Eigenschaften des Turmalins

Chemische Formel: XY3Z6[(BO3)3Si6O18(OH,F)4], X=(Ca,Na,K,Mn), Y=(Mg,Li,Al,Mn,FeII), Z=(Al,Mg,Ti,Cr,V,FeIII)
Kristallsystem: trigonal
Kristallklasse: ditrigonal-pyramidal
Farbe: farblos, lila, blau, grün, gelb, orange, rosa, rot, braun, schwarz
Strichfarbe: weiß
Mohshärte: 7 bis 7,5
Dichte: 3 -3,2 g/cm3
Glanz: Glasglanz
Spaltbarkeit: undeutlich
Radioaktivität: nicht vorhanden
Magnetismus: nicht vorhanden



Mehrfarbiger Turmalin
Foto von Arpingstone (Adrian Pingstone) / Quelle Wikipedia

Turmalinquarz
Turmalinquarz
Forografiert von Simon Eugster